Gebrauchstauglichkeit von Krankenhaus-Informations-Systemen: partizipative Prozessanalyse-Verfahren als Grundlage für eine empathische Produktgestaltung

In den vergangenen Jahren haben im Arbeitssystem Krankenhaus nicht nur der technologische Fortschritt, sondern auch zahlreiche administrative Neuerungen zu einer stetig wachsenden Arbeitsbelastung durch zusätzliche Dokumentationsaufgaben für das klinische Personal geführt. Das Verbesserungspotenzial, das hierbei durch die Entwicklung und Einführung eines entsprechend prozessunterstützenden und benutzerorientierten Krankenhaus-Informations-Systems erreicht werden kann, ist offensichtlich.

Allerdings zeigt die Vergangenheit auch, dass sich viele der in diesem Kontext entwickelten und eingeführten EDV-Lösungen immer wieder nur auf einzelne Arbeitsbereiche fokussieren und somit eine ganzheitliche Prozessunterstützung sowie Benutzerorientierung vermissen lassen. Gleichzeitig wird in vielen Fällen die Wichtigkeit einer nachhaltigen Akzeptanz durch die späteren Nutzer im klinischen Umfeld unterschätzt. Nach der Produkteinführung wird dann über eine mangelnde Gebrauchstauglichkeit dieser EDV-Lösungen geklagt. Ursächlich hierfür ist jedoch oftmals nicht nur eine mangelnde Prozessunterstützung und Benutzerorientierung, sondern auch eine ungenügende Systemeinführung und Mitarbeiterschulung, die über den gesamten Produkteinführungsprozess hinweg zu einer erheblichen Demotivation bei den klinischen Endnutzern führt.

Aus arbeitswissenschaftlicher Sicht gewinnt daher vor allem der Einsatz von partizipativen (= „die betroffenen System-Experten bzw. klinischen Mitarbeiter einbeziehenden“) Prozessanalyse- Verfahren für eine nachhaltige Entwicklung und Einführung von alltagstauglichen Krankenhaus-Informations-Systemen immer mehr an Bedeutung. Ziel dabei muss es sein, sich nicht nur auf die geforderte Schaffung von Prozess-Transparenz und systematische Ableitung von Benutzeranforderungen zu konzentrieren, sondern auch eine gezielte Partizipation aller involvierten Mitarbeiter zu initiieren, um die für eine erfolgreiche Produkteinführung so dringend benötigte Benutzerakzeptanz sicherzustellen. Nur so – und in Kombination mit kontinuierlich stattfindenden Usability-Tests (= „Gebrauchstauglichkeitsstudien“) sowie einer zusätzlichen Schulung der EDV-Entwickler für die Herausforderungen und Komplexität klinischer Arbeitsaufgaben – kann letztendlich eine empathische (= „sich in den Benutzer einfühlende“) Produktgestaltung ermöglicht werden, die in einer Entwicklung von Krankenhaus-Informations-Systemen mündet, die sich nicht nur durch eine nachweisbare Steigerung von Qualität und Effizienz der zu unterstützenden klinischen Arbeitsabläufe auszeichnen, sondern auch durch eine herausragende Benutzerakzeptanz langfristig am Markt etablieren.